Zum Zeitpunkt der Elektrifizierung der Mariazellerbahn (1907 – 1911) gab es noch keine Vorbilder für derartige Lokomotiven, bis die Firmen Kraus & Company und Siemens-Schuckert eine – bis heute gültige – Lösung fanden.
Es gab zwar bereits Straßenbahnen und Triebwagen mit geringer Leistung und es gab Versuche mit Gleichstom und Drehstrom, aber die komplette, vollbahn-ähnliche Elektrifizierung einer Bahnlinie mit Wechselstrom bei einer Streckenlänge von 85 km gelang erstmalig bei der Mariazellerbahn.
Das Triebfahrzeug besteht aus einem durchgehenden Lokkasten mit zwei dreiachsigen Drehgestellen. In jedem Drehgestell treibt ein fest gelagerter Fahrmotor über Vorgelegewelle und Kuppelstangen die Triebachsen (Achsfolge C’C‘ – keine Laufachsen!) an.
Der Lokkasten ist mit den Drehgestellen durch je einen Drehzapfen verbunden, besitzt je einen Führerstand an den Stirnseiten und dazwischen den Maschinenraum mit den beiden Transformatoren und sonstigen Hilfsaggregaten. Die elektrische Ausrüstung stammt von der Firma Siemens Schuckert, die Fahrmotore sind 10-polige Einphasen – Wechselstrom – Reihenschlußmotore mit einer Dauerleistung von je 160 kW. Dies ergibt am Rad eine Stundenleistung von etwa 550 PS).
Das Konstruktionsprinzip von zwei Drehgestellen mit darübersitzenden Lokkasten hat sich durchgesetzt, somit sind die Triebfahrzeuge dieser Baureihe die Urahnen der modernen E-Lok’s und – welch Wunder – sie sind immer noch im planmäßigen Betrieb. Die Baureihe 1099 (ursprünglich NÖLB E) kann aber auch als erste Einheits-Elektrolokomotive betrachtet werden, da sie gleich gut für den Personen- wie für den Gütertransport geeignet ist.
Die ersten Probefahrten fanden bereits im Herbst 1910 statt, in den Jahren 1911 – 1914 wurden insgesamt 16 Lokomotiven dieser Baureihe geliefert.
Diese Lokomotiven überstanden vollständig die Kriegswirren der beiden Weltkriege und wurden in den Jahren 1959 – 1962 einer Modernisierung unterzogen. Dabei wurde der Lokkasten erneuert, mit neuen Hilfsbetrieben ausgerüstet, komplett neu verkabelt und mit einer Druckluftbremse ausgestattet. Das Untergestell, die Fahrmotore, die Transformatoren, der Antrieb und die Drehgestelle blieben unverändert.
Der erste und bisher einzige Verlust einer Lok der Reihe 1099 trat am 11. Februar 1981 ein, als ein talwärtsfahrender und mit der Lok 1099.15 bespannter Zug aufgrund überhöhter Geschwindigkeit vom Buchberggraben-Viadukt stürzte, wobei der Lokführer getötet wurde. Die Maschine musste daraufhin an Ort und Stelle zerlegt werden.
Die noch verbliebenen 15 Triebfahrzeuge der Baureihe 1099 sind die weltweit ältesten (Schmalspur)-Wechselstrom-Lokomotiven im planmäßigen Betrieb und das ist Weltrekord.
Heute tragen die Himmelstreppen die Hauptlast des Verkehrs auf der Mariazellerbahn. Die altgedienten Veteranen kommen nur mehr vor den Zügen des Ötscherbären zum Personenzugeinsatz.
Im Winter werden die Loks noch für Schneeräumfahrten eingesetzt.
Seit dem 10.04.2015 ist diese Lok als Leihgabe in der Obhut des Eisenbahnclub Mh.6
Achsfolge | : | C‘ C‘ |
Spurweite | : | 760mm |
Höchstgeschw. | : | 50km/h |
Dienstgewicht | : | 49,80t |
Länge über Mittelpuffer | : | 10.900mm |
Treibraddurchmesser | : | 800mm |
Gesamter Achsstand | : | 6.200mm |
Elektrischer Teil | : | Siemens-Schuckert |
Mechanischer Teil | : | Krauss / Linz |
Stromsystem | : | 6,5kV 25Hz |
Leistung | : | 550PS |
Zugheizung | : | elektrisch |
Baujahr | : | 1914 |
Lieferfirma | : | Siemens-Schuckert |
erste Probefahrt | : | 1914 |
Geschwindigkeit bei Probef. | : | ? |
Lokomotivnummer NÖLB | : | E16 |
Lokomotivnummer DR | : | E99.16 |
Lokomotivnummer BBÖ | : | 1099.16 |
Lokomotivnummer ÖBB | : | 1099.16 |
Lokomotivnummer NÖVOG | : | E16 |